Die Moldauklöster

by Kay
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Die Juwelen der Bukowina.

Die Moldauklöster im Norden Rumäniens zählen zu den bedeutendsten religiösen und kulturellen Sehenswürdigkeiten Osteuropas. Diese eindrucksvollen orthodoxen Klosteranlagen in der historischen Region Bukowina sind berühmt für ihre Außenfresken, ihre Einbindung in eine malerische Landschaft und ihre Rolle als spirituelle Zentren seit dem 15. Jahrhundert.

Die Klöster befinden sich im nördlichen Rumänien, genauer in der Region Suceava (Bukowina). Die wichtigsten Klöster liegen in einem Umkreis von etwa 100 Kilometern – ideal für eine mehrtägige Rundreise.

  • Die meisten Klöster wurden im 15. und 16. Jahrhundert gegründet.
  • Mäzen war oft Stefan der Große (Ștefan cel Mare), Fürst der Moldau, der zahlreiche Kirchen zur Erinnerung an gewonnene Schlachten errichten ließ.
  • Sie dienten als religiöse, kulturelle und politische Zentren.
  • Im 16. Jahrhundert ließen Mönche viele Kirchen außen vollständig bemalen – eine heute weltweit einzigartige Tradition.

Einzigartig: Die Außenfresken

  • Die Fassaden sind über und über mit biblischen Szenen bemalt – in leuchtenden Farben und mit ikonographischer Tiefe.
  • Die berühmtesten Farben: Blau von Voroneț, Grün von Sucevița, Rot von Humor.
  • Die Fresken dienten als „Bibel für Analphabeten“, um Gläubige visuell zu unterrichten.

1993 wurden die 8 sehenswerten Klöster zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt:

  1. Arbore (1503)
  2. Humor (1530)
  3. Moldovița (1532)
  4. Pătrăuți (1487 – ältestes noch erhaltenes bemaltes Kloster)
  5. Probota (1530)
  6. Suceava (Klosterkirche St. Georg)
  7. Sucevița (1585)
  8. Voroneț (1488 – das berühmteste)

An einem warmen Nachmittag im rumänischen Spätsommer biegen wir in das kleine Dorf Voroneț ein – kaum zu glauben, dass hier ein Ort liegt, der manchmal als „Sixtinische Kapelle des Ostens“ bezeichnet wird. Und doch: Das gleichnamige Kloster erwartet uns schon – still, würdevoll, in seinem tiefblauen Freskenkleid.


Ein Hauch von Ewigkeit: Das Kloster Voroneț

Gegründet 1488 von Fürst Stefan dem Großen nach einem gewonnenen Feldzug, gehört Voroneț zu den berühmtesten der acht UNESCO-geschützten Moldauklöster. Die Westfassade der kleinen Klosterkirche ist mit einer riesigen Darstellung des Jüngsten Gerichts bemalt – ein biblisches Panorama voller Engel, Dämonen, Tugend und Gericht, das selbst nach Jahrhunderten noch in seinem Originalton erstrahlt.

Besonders berühmt ist das sogenannte „Voroneț-Blau“ – ein intensives Azurblau, dessen Rezeptur bis heute nicht exakt entschlüsselt ist. Die Fresken außen wie innen erzählen Geschichten aus der Bibel und der Apokryphen – gemalt für Gläubige, die oft nicht lesen konnten.

Ruhe statt Trubel: Ein seltener Moment

Wir haben Glück: Der Nachmittag ist ruhig, keine Reisegruppen, kein Gedränge. Dafür ein anderer Empfang – sobald wir das Auto abstellen, sind wir Ziel der wartenden Händler und Pferdekutschenfahrer. Mit breitem Lächeln, teils auf Deutsch, werden wir eingeladen, mitzufahren, Souvenirs zu kaufen, getrocknete Früchte zu probieren. Es wirkt nicht aufdringlich, eher – erwartungsvoll. Wer hierher kommt, ist selten allein.

Die Verkäufer lassen ab, als sie merken, dass wir direkt zum Kloster wollen. Und genau das lohnt sich: Die Stille, die innerhalb der Mauern herrscht, die jahrhundertealten Malereien und das leicht knirschende Kiesbett – alles scheint wie aus einer anderen Zeit.

Langos mit Nutella – Pilgersnack auf Rumänisch?

Nach der Besichtigung schlendern wir zurück – vorbei an den Ständen mit bestickten Tischdecken, Ikonen, Wildhonig und hölzernen Löffeln. Wir bleiben an einem Stand hängen, wo eine Frau frische Langos bäckt. Der Teig zischt im heißen Fett, wird kurz abgetropft und – in unserem Fall – mit Nutella bestrichen. Ein süßer Abschluss, warm in der Hand, der Schokoduft vermischt sich mit den Harznoten des Waldes hinter uns.

Wer hätte gedacht, dass zwischen Weltkulturerbe und Orthodoxie ein Hauch von Jahrmarkt steckt?

Ein Besuch am späten Nachmittag lohnt sich besonders – nicht nur wegen des Lichts, das die Fresken zum Leuchten bringt, sondern auch, weil viele Reisebusse bereits weitergezogen sind. Wer anschließend in Gura Humorului übernachtet, hat eine gute Ausgangsbasis für weitere Moldauklöster wie Humor, Moldovița oder Sucevița.

Fazit

Voroneț ist mehr als ein Touristenziel – es ist ein Ort zwischen Himmel und Erde, Kunst und Alltag. Wer sich ein bisschen Zeit nimmt, findet hinter den berühmten Mauern nicht nur byzantinische Malerei, sondern auch Begegnungen, Stille – und vielleicht sogar einen Langos mit Nutella, der für immer mit diesem Ort verbunden bleibt.

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